In der Allianz für Aus- und Weiterbildung hatten die Arbeitgeber 20.000 zusätzliche Ausbildungsplätze für 2015 versprochen. Geworden sind es nur 7.300. Die Wirtschaft müsse jetzt endlich liefern, um junge Menschen mit einem Ausbildungsplatz zu versorgen, forderte DGB-Vize Elke Hannack im Interview mit der Frankfurter Rundschau. Jährlich seien deutlich mehr als 600.000 neue Verträge nötig.
DGB/Simone M. Neumann
Nein. Zu viele Jugendliche gehen leer aus; vor allem junge Menschen mit Hauptschulabschluss, Zuwanderer und Menschen mit Behinderungen. Es bleibt viel zu tun.
Abitur und mittlere Reife sind die Leitwährung auf dem Ausbildungsmarkt. Zwei von drei Ausbildungsangeboten in Industrie und Handel bleiben Hauptschülern von vornherein verschlossen. Das gilt selbst für Hotels und Gastronomie. Dabei klagt die Branche seit Jahren über unbesetzte Ausbildungsplätze. Leider ist gerade dort die Ausbildung oft miserabel. Ein rüder Umgangston, Verstöße gegen den Jugendarbeitsschutz sind nicht selten. Wer ausbeutet und nicht ausbildet, findet kaum Azubis. Das ist auch gut so.
Von 804.000 Jugendlichen, die sich für eine Ausbildung interessieren, haben 2015 nur 64,9 Prozent einen Vertrag unterzeichnet. Allerdings entschieden sich viele auch für ein Studium. In Hamburg oder Bayern haben rund 75 Prozent einen Ausbildungsbetrieb gefunden. Das muss der Maßstab sein. Nötig sind jährlich deutlich mehr als 600.000 neue Verträge, 2015 waren es 522.200.
Die Arbeitgeber hatten in der Allianz für Aus- und Weiterbildung 20.000 zusätzliche Ausbildungsplätze für 2015 versprochen, nur 7.300 sind es geworden. Die Wirtschaft muss jetzt endlich liefern. Mit der assistierten Ausbildung und ausbildungsbegleitenden Hilfen hat die Bundesregierung dafür Mittel bereitgestellt – für Betriebe und Jugendliche.
Die Flüchtlinge müssen erst unsere Sprache und unser Ausbildungssystem kennenlernen. Spätestens ab 2017 ist dann mit mehr Flüchtlingen auf dem Ausbildungsmarkt zu rechnen. Konkurrenz zwischen Geflüchteten und Einheimischen dürfen wir da nicht zulassen. Dringend nötig sind mehr Ausbildungsplätze; vor allem in Betrieben, aber auch außerhalb. Dazu muss es eine professionelle Ausbildungsbegleitung geben.
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Das Interview ist erschienen in der Frankfurter Rundschau vom 1. Februar 2016