Bewerbung 50Plus: So klappt es mit dem neuen Job
Bewerbungsgespräch: Am Ende kommt es auf das Profil und die Leistung an und nicht auf das Alter. Foto: Fotolia.de / © contrastwerkstatt

Bewerbung 50Plus: So klappt es mit dem neuen Job

Alter alleine adelt nicht. Die 50plus-Generation sollte sich mit ihrem individuellen Stärken-Portfolio anbieten, sagt Personalberater Peter Schwaighöfer.

Schwaighöfer ist seit vielen Jahren als Personalberater tätig. Eva Schäfers sprach mit dem 57-Jährigen über die Probleme und Chancen der älteren Generation auf dem Arbeitsmarkt. 

WILA Arbeitsmarkt: Wenn Sie als Arbeitgeber eine Stelle zu besetzen hätten: Würden Sie die lieber einem Dreißigjährigen oder einem Mittfünfziger geben?

Peter-Schwaighofer-InterviewDr. Peter Schwaighofer: Da ich selbst zu den „Best Agern“ zähle, habe ich womöglich eine speziell gefärbte Einstellung zu dieser Frage. Tatsache ist: in meiner beruflichen Laufbahn bin ich immer wieder Bewerbern begegnet, die schon mit 30 „alt“ und Bewerbern, die mit über 50 noch „jung“ waren. Ich schaue vorrangig daher nicht auf das Alter, sondern auf die jeweils erbrachten Leistungen und versuche daraus zu schließen, ob und welchen spezifischen Beitrag ein Bewerber für die Organisation leisten kann und will. 

Viele erfolglose Bewerber/innen fortgeschrittenen Alters vermuten als Ablehnungsgrund ihr Alter, obwohl sie keinerlei Hinweise dazu in der Ablehnung finden werden. Was raten Sie denen?

Diese Vermutung ist – derzeit - nicht ganz unberechtigt. Allerdings beobachte ich eine leichte, aber stetige „Besserung“. Gelegentlich hört man, es sei sinnvoll, bei der absagenden Unternehmung noch mal nachzufragen. Meiner Erfahrung nach bringen solche Versuche nur sehr wenig Erkenntnisgewinn.

Sinnvoller erscheint es mir, die Bewerbungsstrategie neu oder anders auszurichten: Speziell ältere Arbeitnehmer verfügen in der Regel nicht nur über sehr viel Berufserfahrung, sondern auch und besonders über ein gehöriges Maß an „Standing“. Sie haben nicht nur berufliche Höhen, sondern auch Tiefen erlebt, sie wissen, auf was es in Projekten ankommt, sie können mit kritischen Situationen überlegt und vernünftig umgehen etc. In Summe verfügen sie also über Ressourcen, die gefragt sind, an die sie aber leider – da als  selbstverständlich empfunden – gar nicht (mehr) denken oder die sie nicht für bemerkenswert halten. 

Ich rate also dazu: Lernen Sie Ihre spezifischen Stärken (noch) besser kennen und erstellen Sie ein „Stärkenportfolio“; identifizieren Sie die Bedürfnisse des potenziellen Dienstgebers – etwa so, wie es ein Unternehmer mit einem Kunden macht - und gleichen Sie sie mit Ihrem Stärken-Portfolio ab. Entscheidend ist: als Bewerber sollte ich mich als Problemlöser präsentieren, nicht als einer, der halt – wie so viele – nach Arbeit sucht. Ich bin überzeugt: damit erhöht man seine Chancen bei der nächsten Bewerbung!

In den Bewerbungsunterlagen muss man keine Angaben zum Alter machen. Auch ein Bewerbungsfoto kann man weglassen. Würden Sie älteren Bewerbern das empfehlen?

Nein. In einigen Staaten ist das zwar üblich bzw. aus rechtlichen Gründen geboten, aber ein Recruiter erkennt ohnedies rasch, ob er es mit einem Berufsanfänger oder einem langjährigen Profi zu tun hat.

Haben Best Ager, realistisch betrachtet, auf dem Arbeitsmarkt überhaupt eine Chance? Und wenn ja: bei welchen Arbeitgebern?

Ja! Möglicherweise sind die Chancen in kleinen oder mittelständischen Unternehmen derzeit noch etwas höher anzusetzen: diese legen besonders Wert auf die in Frage 2 angesprochenen Kompetenzen, zumal sie zumeist über keine allzu dicke Personaldecke mit einer Vielzahl an Kompetenzen verfügen.

Vielen Dank für das Gespräch! 

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