Ver­fah­rens­in­for­ma­ti­on

Die Klä­ge­rin ist als Ober­stu­di­en­rä­tin (Be­sol­dungs­grup­pe A 14) an ei­nem Gym­na­si­um in Nie­der­sach­sen mit ei­ner Pflicht­stun­den­zahl von 13/23,5 Wo­chen­stun­den teil­zeit­be­schäf­tigt. Mit der Be­för­de­rung zum Ober­stu­di­en­rat ist in Nie­der­sach­sen stets ver­bun­den, dass der Leh­rer ei­ne sog. Funk­ti­ons­tä­tig­keit über­nimmt, d.h. ei­ne dau­er­haf­te, nicht un­mit­tel­bar un­ter­richts­be­zo­ge­ne schu­li­sche Ver­wal­tungs­auf­ga­be.


Den An­trag der Klä­ge­rin auf Re­du­zie­rung der Funk­ti­ons­tä­tig­keit ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te, hilfs­wei­se auf Ge­wäh­rung von An­rech­nungs­stun­den bzw. ei­ner zu­sätz­li­chen Ver­gü­tung, hat die be­klag­te Lan­des­schul­be­hör­de un­ter Ver­weis auf die nie­der­säch­si­sche Er­lass­la­ge ab­ge­lehnt. Die von der Klä­ge­rin hier­ge­gen er­ho­be­ne Kla­ge blieb erst- und zweit­in­stanz­lich oh­ne Er­folg.


Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat im We­sent­li­chen dar­auf ab­ge­stellt, dass die ei­nem Ober­stu­di­en­rat auf­er­leg­te zu­sätz­li­che Funk­ti­ons­tä­tig­keit dem Be­reich der au­ßer­un­ter­richt­li­chen Tä­tig­keit zu­zu­rech­nen sei, der pau­schal von der wö­chent­li­chen Pflicht­stun­den­zahl er­fasst sei und da­her nicht zur Er­hö­hung der Ge­samt­ar­beits­zeit füh­re. Ei­ne gleich­heits­wid­ri­ge Be­nach­tei­li­gung der Klä­ge­rin ge­gen­über voll­zeit­be­schäf­tig­ten A 14-Lehr­kräf­ten lie­ge nicht vor, da der ma­ß­geb­li­che Teil­zeit­be­schäf­ti­gungs­er­lass Mög­lich­kei­ten vor­se­he, die Mehr­be­las­tung hin­rei­chend aus­zu­glei­chen.


In dem vom Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­ons­ver­fah­ren muss ge­klärt wer­den, ob bzw. un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen es mit uni­ons­recht­li­chen Dis­kri­mi­nie­rungs­ver­bo­ten - ins­be­son­de­re dem „Prora­ta-tem­po­ris“-Grund­satz - ver­ein­bar ist, ei­nen teil­zeit­be­schäf­tig­ten Leh­rer zu­sätz­lich zu sei­ner er­mä­ßig­ten wö­chent­li­chen Pflicht­stun­den­zahl im vol­len, d.h. im zeit­an­tei­lig nicht re­du­zier­ten Um­fang mit ei­ner Funk­ti­ons­tä­tig­keit zu be­trau­en.


 


Pres­se­mit­tei­lung Nr. 60/2015 vom 16.07.2015

Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten bei in Teil­zeit be­schäf­tig­ten Leh­rern

Teil­zeit­be­schäf­tig­te dür­fen nur ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te zur Dienst­leis­tung her­an­ge­zo­gen wer­den. Des­halb muss der Teil­zeit­quo­te bei Über­tra­gung von Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten Rech­nung ge­tra­gen wer­den oder ein zeit­li­cher Aus­gleich durch ent­spre­chend ge­rin­ge­re Her­an­zie­hung zu an­de­ren Auf­ga­ben er­fol­gen. Das hat das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt in Leip­zig heu­te ent­schie­den.


Die Klä­ge­rin ist als Ober­stu­di­en­rä­tin (Be­sol­dungs­grup­pe A 14) an ei­nem Gym­na­si­um in Nie­der­sach­sen mit ei­ner Pflicht­stun­den­zahl von 13/23,5 Wo­chen­stun­den teil­zeit­be­schäf­tigt. Mit dem Amt ei­nes Ober­stu­di­en­rats ist in Nie­der­sach­sen stets die Ver­pflich­tung zur Über­nah­me ei­ner Funk­ti­ons­tä­tig­keit ver­bun­den, d.h. ei­ner dau­er­haf­ten, nicht un­mit­tel­bar un­ter­richts­be­zo­ge­nen schu­li­schen Ver­wal­tungs­auf­ga­be (Bei­spie­le: Lei­tung der Schul­bi­blio­thek, Or­ga­ni­sa­ti­on des Schü­ler­aus­tauschs).


Den An­trag der Klä­ge­rin auf Re­du­zie­rung der Funk­ti­ons­tä­tig­keit ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te, hilfs­wei­se auf Ge­wäh­rung von Zeit­aus­gleich bzw. ei­ner zu­sätz­li­chen Ver­gü­tung hat die be­klag­te Lan­des­schul­be­hör­de un­ter Ver­weis auf die nie­der­säch­si­sche Er­lass­la­ge ab­ge­lehnt. Die von der Klä­ge­rin hier­ge­gen er­ho­be­ne Kla­ge ist erst- und zweit­in­stanz­lich er­folg­los ge­blie­ben. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat im We­sent­li­chen dar­auf ab­ge­stellt, dass die ei­nem Ober­stu­di­en­rat auf­er­leg­te zu­sätz­li­che Funk­ti­ons­tä­tig­keit dem Be­reich der au­ßer­un­ter­richt­li­chen Tä­tig­keit zu­zu­rech­nen sei, der pau­schal von der wö­chent­li­chen Pflicht­stun­den­zahl er­fasst sei und da­her nicht zur Er­hö­hung der Ge­samt­ar­beits­zeit füh­re. Ei­ne gleich­heits­wid­ri­ge Be­nach­tei­li­gung der Klä­ge­rin ge­gen­über voll­zeit­be­schäf­ti­gen A 14-Lehr­kräf­ten lie­ge nicht vor, da der ma­ß­geb­li­che Teil­zeit­be­schäf­ti­gungs­er­lass Mög­lich­kei­ten vor­se­he, die Mehr­be­las­tung hin­rei­chend aus­zu­glei­chen.


Das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Sa­che an das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen. Es hat zur Be­grün­dung ins­be­son­de­re aus­ge­führt: Der all­ge­mei­ne Gleich­heits­satz, Art. 3 GG, und Uni­ons­recht ver­lan­gen glei­cher­ma­ßen, in Teil­zeit Be­schäf­tig­te nur ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te zur Dienst­leis­tung her­an­zu­zie­hen. Des­halb dür­fen teil­zeit­be­schäf­tig­te Leh­rer in der Sum­me ih­rer Tä­tig­kei­ten (Un­ter­richt, Vor- und Nach­be­rei­tung des Un­ter­richts, Teil­nah­me an Klas­sen- und Schul­kon­fe­ren­zen, El­tern­ge­sprä­che, Ver­tre­tungs­stun­den etc., aber auch Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten) nur ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te zur Dienst­leis­tung her­an­ge­zo­gen wer­den. Das be­deu­tet, dass der Teil­zeit­quo­te bei der Über­tra­gung von Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten Rech­nung ge­tra­gen wer­den oder ein zeit­li­cher Aus­gleich durch ent­spre­chend ge­rin­ge­re Her­an­zie­hung zu an­de­ren Auf­ga­ben (z.B. kei­ne oder we­ni­ger Ver­tre­tungs­stun­den) er­fol­gen muss. Weil das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt kei­ne hin­rei­chen­den tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen da­zu ge­trof­fen hat, ob die Klä­ge­rin in der Sum­me ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te oder hier­über hin­aus­ge­hend zur Dienst­leis­tung her­an­ge­zo­gen wur­de und wird, war die Sa­che an das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen.


BVer­wG 2 C 16.14 - Ur­teil vom 16. Ju­li 2015

Vor­in­stan­zen:

OVG Lü­ne­burg, 5 LC 269/09 - Ur­teil vom 13. De­zem­ber 2011 -

VG Lü­ne­burg, 1 A 243/06 - Ur­teil vom 27. Au­gust 2009 -


Be­schluss vom 07.07.2014 -
BVer­wG 2 B 19.12ECLI:DE:BVer­wG:2014:070714B2B19.12.0

Be­schluss

BVer­wG 2 B 19.12

  • VG Lü­ne­burg - 27.08.2009 - AZ: VG 1 A 243/06
  • OVG Lü­ne­burg - 13.12.2011 - AZ: OVG 5 LC 269/09

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 2. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
am 7. Ju­li 2014
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dom­gör­gen
und die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Heitz und Dr. Har­tung
be­schlos­sen:

  1. Die Ent­schei­dung über die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on in dem Ur­teil des Nie­der­säch­si­schen Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vom 13. De­zem­ber 2011 wird auf­ge­ho­ben.
  2. Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.
  3. Die Ent­schei­dung über die Kos­ten des Be­schwer­de­ver­fah­rens folgt der Kos­ten­ent­schei­dung in der Haupt­sa­che.
  4. Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des wird für das Be­schwer­de­ver­fah­ren und - in­so­weit vor­läu­fig - für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren auf 5 000 € fest­ge­setzt.

Grün­de

1 Die zu­läs­si­ge Be­schwer­de der Klä­ge­rin ist be­grün­det. Die Re­vi­si­on ist ge­mäß § 132 Abs. 2 Nr. 1 Vw­GO we­gen grund­sätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­zu­las­sen. Sie kann Ge­le­gen­heit zur Klä­rung der Fra­ge ge­ben, ob bzw. un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen es mit dem „pro-ra­ta-tem­po­ris“-Grund­satz ver­ein­bar ist, ei­nen teil­zeit­be­schäf­tig­ten Leh­rer zu­sätz­lich zu sei­ner er­mä­ßig­ten wö­chent­li­chen Pflicht­stun­den­zahl in vol­lem, d.h. im zeit­an­tei­lig nicht her­ab­ge­setz­ten, Um­fang mit dau­er­haf­ten, nicht un­mit­tel­bar un­ter­richts­be­zo­ge­nen schu­li­schen Ver­wal­tungs­auf­ga­ben zu be­trau­en.

2 Die Streit­wert­fest­set­zung für das Be­schwer­de­ver­fah­ren folgt aus § 71 Abs. 1 Satz 1, § 40, § 47 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 i.V.m. § 52 Abs. 1 und 2 GKG, die vor­läu­fi­ge Streit­wert­fest­set­zung für das Re­vi­si­ons­ver­fah­ren aus § 63 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. § 52 Abs. 1 und 2 GKG.

Rechts­be­helfs­be­leh­rung


Das Be­schwer­de­ver­fah­ren wird als Re­vi­si­ons­ver­fah­ren un­ter dem Ak­ten­zei­chen BVer­wG 2 C 16.14 fort­ge­setzt. Der Ein­le­gung ei­ner Re­vi­si­on durch den Be­schwer­de­füh­rer be­darf es nicht.
Die Re­vi­si­on ist in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­stel­lung die­ses Be­schlus­ses zu be­grün­den. Die Be­grün­dung ist bei dem Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, Sim­son­platz 1, 04107 Leip­zig, schrift­lich oder in elek­tro­ni­scher Form (Ver­ord­nung vom 26. No­vem­ber 2004, BGBl I S. 3091) ein­zu­rei­chen.
Für die Be­tei­lig­ten be­steht Ver­tre­tungs­zwang; dies gilt auch für die Be­grün­dung der Re­vi­si­on. Die Be­tei­lig­ten müs­sen sich durch Be­voll­mäch­tig­te im Sin­ne von § 67 Abs. 4 Satz 3 bis 6 Vw­GO ver­tre­ten las­sen.

Ur­teil vom 16.07.2015 -
BVer­wG 2 C 16.14ECLI:DE:BVer­wG:2015:160715U2C16.14.0

Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten bei Teil­zeit­be­schäf­ti­gung

Leit­satz:

Teil­zeit­be­schäf­tig­te Be­am­te ha­ben ei­nen An­spruch dar­auf, nicht über ih­re Teil­zeit­quo­te hin­aus zur Dienst­leis­tung her­an­ge­zo­gen zu wer­den. Des­halb dür­fen teil­zeit­be­schäf­tig­te Leh­rer in der Sum­me ih­rer Tä­tig­kei­ten (Un­ter­richt, Vor- und Nach­be­rei­tung des Un­ter­richts, Teil­nah­me an Schul­kon­fe­ren­zen etc., aber auch Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten, d.h. nicht un­mit­tel­bar un­ter­richts­be­zo­ge­ne schu­li­sche Ver­wal­tungs­auf­ga­ben, wie z.B. die Lei­tung der Schul­bi­blio­thek) nur ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te zur Dienst­leis­tung her­an­ge­zo­gen wer­den. Das be­deu­tet, dass der Teil­zeit­quo­te ent­we­der bei der Über­tra­gung von Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten Rech­nung zu tra­gen ist oder ein zeit­li­cher Aus­gleich durch ent­spre­chend ge­rin­ge­re Her­an­zie­hung zu an­de­ren Auf­ga­ben er­fol­gen muss.

  • Rechts­quel­len
  • Zi­tier­vor­schlag

Ur­teil

BVer­wG 2 C 16.14

  • VG Lü­ne­burg - 27.08.2009 - AZ: VG 1 A 243/06
  • OVG Lü­ne­burg - 13.12.2011 - AZ: OVG 5 LC 269/09

In der Ver­wal­tungs­streit­sa­che hat der 2. Se­nat des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 16. Ju­li 2015
durch den Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. von der Wei­den als Vor­sit­zen­den und die Rich­ter am Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt Dr. Har­tung, Roth­fuß, Dol­lin­ger und Dr. Gün­ther
für Recht er­kannt:

  1. Das Ur­teil des Nie­der­säch­si­schen Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vom 13. De­zem­ber 2011 wird auf­ge­ho­ben.
  2. Der Rechts­streit wird zur an­der­wei­ti­gen Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­rück­ver­wie­sen.
  3. Die Ent­schei­dung über die Kos­ten bleibt der Schluss­ent­schei­dung vor­be­hal­ten.

Grün­de

I

1 Die 1957 ge­bo­re­ne Klä­ge­rin ist als Ober­stu­di­en­rä­tin (Be­sol­dungs­grup­pe A 14 LBe­sO) an ei­nem Gym­na­si­um mit ei­ner Pflicht­stun­den­zahl von 13/23,5 Wo­chen­stun­den teil­zeit­be­schäf­tigt.

2 Im No­vem­ber 2000 be­warb sie sich um die Stel­le ei­ner Ober­stu­di­en­rä­tin mit der Funk­ti­ons­tä­tig­keit „Be­treu­ung und Ver­wal­tung der Lern­mit­tel“ so­wie „Ko­or­di­na­ti­on des Schü­ler­aus­tau­sches mit Eng­land, Frank­reich und den USA“ an ih­rem Gym­na­si­um. Nach ei­ner sechs­mo­na­ti­gen Er­pro­bungs­zeit auf die­sem Dienst­pos­ten wur­de sie mit Wir­kung zum 1. Au­gust 2002 zur Ober­stu­di­en­rä­tin er­nannt. Der der Klä­ge­rin im Rah­men ih­rer Funk­ti­ons­tä­tig­keit über­tra­ge­nen Auf­ga­ben­be­reich hat sich im Lau­fe der Zeit in­halt­lich ge­än­dert. Seit 2007 um­fasst er die Lei­tung der Fach­stel­le Spa­nisch, den Schü­ler­aus­tausch, die Be­treu­ung von EU-Pro­jek­ten (Co­me­ni­us etc.) und die Un­ter­stüt­zung von An­ge­bo­ten im Rah­men der Ganz­tags­schu­le.

3 Be­reits im Ja­nu­ar 2006 be­an­trag­te die Klä­ge­rin ei­ne Re­du­zie­rung ih­rer Funk­ti­ons­tä­tig­keit, hilfs­wei­se die Ge­wäh­rung von An­rech­nungs­stun­den, wei­ter hilfs­wei­se die Ge­wäh­rung ei­ner zu­sätz­li­chen Ver­gü­tung. Zur Be­grün­dung mach­te sie gel­tend, dass sie als teil­zeit­be­schäf­tig­te Lehr­kraft im ers­ten Be­för­de­rungs­amt gleich­heits­wid­rig be­han­delt wer­de, und zwar - ers­tens - ge­gen­über teil­zeit­be­schäf­tig­ten Lehr­kräf­ten im Ein­gangs­amt, - zwei­tens - ge­gen­über voll­zeit­be­schäf­tig­ten Lehr­kräf­ten im ers­ten Be­för­de­rungs­amt und - drit­tens - ge­gen­über sons­ti­gen nach A 14 be­sol­de­ten Be­am­ten. Die Be­klag­te lehn­te das Be­geh­ren der Klä­ge­rin un­ter Be­zug­nah­me auf die gel­ten­de Er­lass­la­ge ab, nach der ei­ne Er­mä­ßi­gung der Funk­ti­ons­tä­tig­keit nicht in Be­tracht kom­me.

4 Die hier­ge­gen er­ho­be­ne Kla­ge blieb in bei­den Vor­in­stan­zen er­folg­los. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat die Be­ru­fung der Klä­ge­rin mit Ur­teil vom 13. De­zem­ber 2011 zu­rück­ge­wie­sen. Zur Be­grün­dung hat es im We­sent­li­chen auf Fol­gen­des ab­ge­stellt:

5 Beim Ver­gleich mit den - nicht zu­sätz­lich mit Funk­ti­ons­auf­ga­ben be­trau­ten - Stu­di­en­rä­ten (Be­sol­dungs­grup­pe A 13 LBe­sO) sei zu be­ach­ten, dass die be­reits zu Ober­stu­di­en­rä­ten be­för­der­ten Lehr­kräf­te be­son­ders leis­tungs­stark sei­en. Der Dienst­herr kön­ne grund­sätz­lich er­war­ten, dass die mit dem Be­för­de­rungs­amt ver­bun­de­ne Mehr­be­las­tung von die­sen leis­tungs­star­ken Be­am­ten durch plan­vol­le und ef­fi­zi­en­te Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on in­ner­halb der durch­schnitt­li­chen Wo­chen­ar­beits­zeit be­wäl­tigt wer­de.

6 Die Er­lass­la­ge, nach der ei­ne Er­mä­ßi­gung der Funk­ti­ons­tä­tig­keit aus­ge­schlos­sen sei, sei mit Ver­fas­sungs- und Eu­ro­pa­recht ver­ein­bar. Die Klä­ge­rin als teil­zeit­be­schäf­tig­te Lehr­kraft wer­de nicht gleich­heits­wid­rig be­nach­tei­ligt, da ei­ne be­stehen­de Mehr­be­las­tung ge­gen­über voll­zeit­be­schäf­tig­ten Lehr­kräf­ten durch ent­spre­chen­de zeit­li­che Ent­las­tun­gen aus­ge­gli­chen wer­den kön­ne.

7 Mit ih­rer vom Se­nat zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Klä­ge­rin ihr Be­geh­ren wei­ter und be­an­tragt,
die Ur­tei­le des Nie­der­säch­si­schen Ober­ver­wal­tungs­ge­richts vom 13. De­zem­ber 2011 und des Ver­wal­tungs­ge­richts Lü­ne­burg vom 27. Au­gust 2009 so­wie den Ab­leh­nungs­be­scheid der Be­klag­ten vom 5. Sep­tem­ber 2006 auf­zu­he­ben und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len,
1. ihr ei­nen an­ge­mes­se­nen zeit­li­chen Aus­gleich zu ge­wäh­ren, so­weit die ihr ab dem 23. Ja­nu­ar 2006 über­tra­ge­nen Funk­ti­ons­auf­ga­ben zu ei­ner hö­he­ren als der ih­rer Teil­zeit­quo­te ent­spre­chen­den durch­schnitt­li­chen Wo­chen­ar­beits­zeit ge­führt ha­ben,
2. künf­tig si­cher­zu­stel­len, dass die ihr über­tra­ge­nen Funk­ti­ons­auf­ga­ben nicht zu ei­ner hö­he­ren durch­schnitt­li­chen Wo­chen­ar­beits­zeit füh­ren als es ih­rer Teil­zeit­quo­te ent­spricht.

8 Die Be­klag­te be­an­tragt,
die Re­vi­si­on zu­rück­zu­wei­sen.

II

9 Die Re­vi­si­on der Klä­ge­rin ist mit der Ma­ß­ga­be be­grün­det, dass das Be­ru­fungs­ur­teil auf­zu­he­ben und die Sa­che zur an­der­wei­ti­gen Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­rück­zu­ver­wei­sen ist (§ 144 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 Vw­GO). Das Be­ru­fungs­ur­teil ver­letzt re­vi­si­bles Recht, näm­lich Art. 3 Abs. 1 bis 3 GG. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat zu Un­recht an­ge­nom­men, dass ein An­spruch der Klä­ge­rin auf Zeit­aus­gleich für ei­ne ih­re Teil­zeit­quo­te über­stei­gen­de Be­an­spru­chung mit Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten be­reits durch die blo­ße Mög­lich­keit ei­nes Zeit­aus­gleichs aus­ge­schlos­sen ist. Viel­mehr muss im Ein­zel­fall kon­kret si­cher­ge­stellt sein, dass die Ge­samt­heit der Un­ter­richts­stun­den, un­ter­richts­be­zo­ge­ner und an­de­rer schul­be­zo­ge­ner Tä­tig­kei­ten so­wie Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten die - ent­spre­chend der Teil­zeit­quo­te re­du­zier­te - Ge­samt­ar­beits­zeit nicht über­schrei­tet. Die Fest­stel­lun­gen des Ober­ver­wal­tungs­ge­richts rei­chen nicht aus, um ab­schlie­ßend über den gel­tend ge­mach­ten An­spruch ent­schei­den zu kön­nen.

10 1. Die all­ge­mein für Be­am­te fest­ge­setz­te re­gel­mä­ßi­ge Wo­chen­ar­beits­zeit (hier § 60 Abs. 1 Nie­der­säch­si­sches Be­am­ten­ge­setz - NBG - vom 25. März 2009 -, Nds. GVBl. S. 72) gilt auch für be­am­te­te Leh­rer. Sie geht da­von aus, dass der Be­am­te sei­nen Dienst grund­sätz­lich aus­schlie­ß­lich am Dienst­ort er­füllt und ca. sechs Wo­chen Jah­res­ur­laub hat, und be­darf für Leh­rer auf­grund der Be­son­der­hei­ten des Leh­rer­be­rufs - au­ßer­un­ter­richt­li­cher Dienst in der Schu­le und zu Hau­se, 13 Wo­chen un­ter­richts­freie Zeit - ei­ner Kon­kre­ti­sie­rung. Die­se er­folgt durch die Fest­set­zung von Un­ter­richts­stun­den als Pflicht­stun­den. Die Fest­le­gung aus­schlie­ß­lich die­ses Teils der Ar­beits­zeit der Leh­rer er­klärt sich dar­aus, dass de­ren Ar­beits­zeit nur hin­sicht­lich der ei­gent­li­chen Un­ter­richts­stun­den ex­akt mess­bar ist, wäh­rend sie im Üb­ri­gen ent­spre­chend der päd­ago­gi­schen Auf­ga­be we­gen der er­for­der­li­chen Un­ter­richts­vor­be­rei­tung, der Kor­rek­tu­ren, El­tern­be­spre­chun­gen, Kon­fe­ren­zen und der­glei­chen nicht im Ein­zel­nen in über­prüf­ba­rer Form be­stimmt, son­dern nur - grob pau­scha­lie­rend - ge­schätzt wer­den kann. Die­ser Auf­ga­ben­be­reich ne­ben dem Un­ter­richt ist um­so we­ni­ger zeit­lich mess­bar, als die in­so­weit auf­zu­wen­den­de Zeit auch nach Schü­ler­zahl, Schul­fä­chern und schlie­ß­lich in­di­vi­du­ell nach Fä­hig­kei­ten, Ein­satz­be­reit­schaft und Er­fah­rung des ein­zel­nen Leh­rers dif­fe­riert (stRspr, vgl. BVer­wG, Ur­tei­le vom 23. Sep­tem­ber 2004 - 2 C 61.03 - BVer­w­GE 122, 65 <66 f.> und vom 30. Au­gust 2012 - 2 C 82.10 - Buch­holz 237.6 § 54 NdsLBG Nr. 3).

11 Bei der Fest­set­zung der Pflicht­stun­den­zahl dient die all­ge­mein an­ge­ord­ne­te re­gel­mä­ßi­ge Ar­beits­zeit als Ori­en­tie­rungs­rah­men, um die Ar­beits­zeit­re­ge­lung für Lehr­kräf­te nicht von der all­ge­mein für Be­am­te gel­ten­den Ar­beits­zeit­re­ge­lung los­zu­lö­sen. Auf die­se Wei­se ist die Pflicht­stun­den­re­ge­lung für Leh­rer in die für al­le Lan­des­be­am­ten gel­ten­de Ar­beits­zeit­re­ge­lung ein­ge­bet­tet (BVer­wG, Ur­tei­le vom 28. Ja­nu­ar 2004 - 2 C 19.03 - Buch­holz 237.4 § 76 Hm­bLBG Nr. 2 S. 2 und vom 23. Sep­tem­ber 2004 - 2 C 61.03 - BVer­w­GE 122, 65 <66>). Sie be­darf als ma­ß­geb­li­che Re­ge­lung der Leh­rer­ar­beits­zeit eben­so ei­ner nor­ma­ti­ven Re­ge­lung wie die Re­ge­lung der Ar­beits­zeit für Be­am­te ins­ge­samt (BVer­wG, Ur­teil vom 30. Au­gust 2012 - 2 C 23.10 - BVer­w­GE 144, 93 Rn. 12 ff.). Dem­entspre­chend ist in § 60 Abs. 1 NBG die re­gel­mä­ßi­ge Wo­chen­ar­beits­zeit der Be­am­ten von 40 Stun­den fest­ge­legt und re­geln die Ver­ord­nung über die Ar­beits­zeit der

12 Lehr­kräf­te an öf­fent­li­chen Schu­len (Leh­rer­ar­beits­zeit­ver­ord­nung - ArbZ­VO-Lehr) vom 2. Au­gust 2004 (Nds. GVBl. S. 303) so­wie die am 1. Au­gust 2012 in Kraft ge­tre­te­ne Nie­der­säch­si­sche Ver­ord­nung über die Ar­beits­zeit der Be­am­tin­nen und Be­am­ten an öf­fent­li­chen Schu­len - Nds. ArbZ­VO-Schu­le - vom 14. Mai 2012 (Nds. GVBl. S. 106) die Pflicht­stun­den der Leh­rer.

13 Die wö­chent­li­che Ge­samt­ar­beits­zeit der Leh­rer glie­dert sich mit­hin in die - durch die Be­stim­mun­gen über die Pflicht­stun­den­zahl vor­ge­ge­be­ne - Un­ter­richts­zeit ei­ner­seits und die Zeit au­ßer­un­ter­richt­li­cher Dienst­wahr­neh­mung an­de­rer­seits. Zu letz­te­rer ge­hö­ren glei­cher­ma­ßen die un­ter­richts­be­zo­ge­nen Vor- und Nach­ar­bei­ten (Un­ter­richts­vor­be­rei­tung, Kor­rek­tur von Klas­sen­ar­bei­ten etc.), sons­ti­ge un­ter­richts­be­zo­ge­nen Tä­tig­kei­ten (El­tern­ge­sprä­che, Klas­sen­kon­fe­ren­zen etc.) und wei­te­re schul­be­zo­ge­ne Tä­tig­kei­ten (Pau­sen­auf­sicht etc.) Die­se wei­te­ren schul­be­zo­ge­nen Tä­tig­kei­ten schlie­ßen Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten ein, d.h. nicht un­mit­tel­bar un­ter­richts­be­zo­ge­ne schu­li­sche Ver­wal­tungs­auf­ga­ben, wie z.B. die Lei­tung der Schul­bi­blio­thek und die Or­ga­ni­sa­ti­on des Schü­ler­aus­tauschs. Es gibt hin­sicht­lich der Ar­beits­zeit kei­ne Not­wen­dig­keit und kei­ne Recht­fer­ti­gung für ei­ne ge­son­der­te Ka­te­go­rie „Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten“. Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten ha­ben dienst­li­chen Cha­rak­ter und sind vom Leh­rer wahr­zu­neh­men, wenn sie ihm nor­ma­tiv, durch Ver­wal­tungs­vor­schrift oder durch Ein­zel­an­ord­nung auf­er­legt sind. Le­dig­lich zur Klar­stel­lung weist der Se­nat im Hin­blick auf miss­ver­ständ­li­che For­mu­lie­run­gen zur Aus­schrei­bung dar­auf hin, dass nicht die ein­zel­nen im Be­reich ei­ner Schu­le wahr­ge­nom­me­nen Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten Be­stand­teil des Sta­tu­sam­tes "Ober­stu­di­en­rä­tin/Ober­stu­di­en­rat" sind, son­dern nur die Aus­übung ir­gend­ei­ner Funk­ti­ons­tä­tig­keit. Zu prü­fen ist al­ler­dings, ob mit der An­ord­nung von Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten in ei­ner Ge­samt­schau mit den an­de­ren dienst­li­chen Auf­ga­ben der zu­läs­si­ge Rah­men der durch­schnitt­li­chen Wo­chen­ar­beits­zeit - hier von 40 Stun­den - über­schrit­ten wird.

14 Wie der Dienst­herr in dem dar­ge­leg­ten Rah­men die Leh­rer­ar­beits­zeit aus­ge­stal­tet und kon­kre­ti­siert, steht in sei­nem pflicht­ge­mäß aus­zu­üben­den Er­mes­sen. Da­bei ist zu be­rück­sich­ti­gen, dass sich im Lau­fe der Zeit Ver­än­de­run­gen er­ge­ben kön­nen, die sich zu Las­ten oder zu Guns­ten der Leh­rer auf de­ren Ar­beits­be­las­tung aus­wir­ken. Ob sich hier­nach die vom Dienst­herrn je­weils ge­wähl­te Kon­kre­ti­sie­rung im Rah­men sei­nes pflicht­ge­mä­ßen Er­mes­sens hält, hängt von ei­ner nicht nur recht­li­chen, son­dern ins­be­son­de­re auch tat­säch­li­chen Wür­di­gung und Ab­wä­gung der für sei­ne Ent­schei­dung ma­ß­ge­ben­den Um­stän­de ab (vgl. BVer­wG, Be­schlüs­se vom 29. Ja­nu­ar 1992 - 2 B 5.92 - Buch­holz 237.4 § 76 Hm­bLBG Nr. 1 und vom 21. Sep­tem­ber 2005 - 2 B 25.05 - ju­ris).

15 Aus­ge­hend von die­sen Grund­sät­zen ist hier nicht von ei­ner Über­schrei­tung der durch­schnitt­li­chen Wo­chen­ar­beits­zeit durch die Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten bei - voll­zeit­be­schäf­tig­ten - Ober­stu­di­en­rä­ten (Be­sol­dungs­grup­pe A 14 LBe­sO) aus­zu­ge­hen. Zwar müs­sen sie in dem­sel­ben Um­fang Un­ter­richt er­tei­len wie Stu­di­en­rä­te (Be­sol­dungs­grup­pe A 13 LBe­sO) und ha­ben zu­sätz­lich Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten wahr­zu­neh­men. Sie leis­ten da­mit im Um­fang der ih­nen über­tra­ge­nen Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten ein hö­he­res Pen­sum. Al­ler­dings ist mit dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt dar­auf ab­zu­stel­len, dass Be­för­de­rungs­äm­ter an be­son­ders leis­tungs­star­ke Be­am­te ver­ge­ben wer­den und der Dienst­herr da­her grund­sätz­lich er­war­ten kann, dass die mit dem Be­för­de­rungs­amt ver­bun­de­ne Mehr­be­las­tung durch plan­vol­le und ef­fi­zi­en­te Ar­beits­or­ga­ni­sa­ti­on der­ge­stalt be­wäl­tigt wird, dass die durch­schnitt­li­che Wo­chen­ar­beits­zeit nicht über­schrit­ten wird. Zwar darf die Reich­wei­te die­ses Ge­sichts­punkts nicht über­spannt wer­den. Er trägt aber über­schau­ba­re Mehr­be­las­tun­gen wie die auf al­le Ober­stu­di­en­rä­te an ei­ner Schu­le ver­teil­ten Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten und bil­det zu­gleich den recht­fer­ti­gen­den sach­li­chen Grund für die Un­gleich­be­hand­lung zwi­schen - voll­zeit­be­schäf­tig­ten - Stu­di­en­rä­ten und Ober­stu­di­en­rä­ten, Art. 3 Abs. 1 GG.

16 Al­ler­dings ist zu be­ach­ten, dass teil­zeit­be­schäf­tig­te Be­am­te nicht nur ei­nen An­spruch dar­auf ha­ben, ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te be­sol­det zu wer­den, son­dern auch dar­auf, nicht über ih­re Teil­zeit­quo­te hin­aus zur Dienst­leis­tung her­an­ge­zo­gen zu wer­den. Die­ser An­spruch folgt aus Art. 3 Abs. 1 bis 3 GG (vgl. auch § 4 Nr. 1 des An­hangs zur Richt­li­nie Nr. 97/81/EG - Teil­zeitricht­li­nie - so­wie die Be­nach­tei­li­gungs­ver­bo­te bei Teil­zeit­be­schäf­ti­gung in § 10 Satz 2 NBG und in § 15 Abs. 1 BGleiG).

17 Be­steht die Ar­beits­zeit aus meh­re­ren Be­stand­tei­len, muss ei­ne Ge­samt­be­trach­tung er­fol­gen. Ein Mehr in ei­nem Be­reich muss durch ein We­ni­ger in ei­nem an­de­ren Be­reich aus­ge­gli­chen wer­den. Der Sal­do darf nicht über die sich aus der Teil­zeit­quo­te er­ge­ben­de Ar­beits­zeit hin­aus­ge­hen. Al­le Be­stand­tei­le der Leh­rer­ar­beits­zeit sind in­so­weit gleich­wer­tig und aus­schlie­ß­lich quan­ti­ta­tiv zu be­trach­ten. Ei­ne gleich­heits­wid­ri­ge Be­hand­lung ei­nes teil­zeit­be­schäf­tig­ten Leh­rers ist des­halb dann an­zu­neh­men, wenn er im Ver­gleich mit ei­nem voll­zeit­be­schäf­tig­ten Leh­rer quan­ti­ta­tiv re­la­tiv stär­ker be­an­sprucht wird; das ist nicht der Fall, wenn Be­las­tun­gen an ei­ner Stel­le durch Ent­las­tun­gen an an­de­rer Stel­le ganz oder na­he­zu voll­stän­dig aus­ge­gli­chen wer­den (BVer­wG, Ur­teil vom 23. Sep­tem­ber 2004 - 2 C 61.03 - BVer­w­GE 122, 65 <73>; vgl. auch BVer­wG, Ur­teil vom 29. Ok­to­ber 2009 - 2 C 82.08 - Buch­holz § 240 § 6 BBesG Nr. 27 m.w.N.).

18 Teil­zeit­be­schäf­tig­te Leh­rer dür­fen so­mit in der Sum­me ih­rer Tä­tig­kei­ten (Un­ter­richt, Vor- und Nach­be­rei­tung des Un­ter­richts, Teil­nah­me an Schul­kon­fe­ren­zen, El­tern­ge­sprä­che, Ver­tre­tungs­stun­den etc., aber auch Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten) nur ent­spre­chend ih­rer Teil­zeit­quo­te zur Dienst­leis­tung her­an­ge­zo­gen wer­den. Das be­deu­tet, dass der Teil­zeit­quo­te bei der Über­tra­gung von Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten Rech­nung ge­tra­gen wer­den oder ein zeit­li­cher Aus­gleich durch ent­spre­chend ge­rin­ge­re Her­an­zie­hung zu an­de­ren Auf­ga­ben er­fol­gen muss.

19 Der Teil­zeit­quo­te kann be­reits bei der Zu­tei­lung von Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten Rech­nung ge­tra­gen wer­den. Die zu­ge­wie­se­ne Funk­ti­ons­tä­tig­keit muss dann im Ver­gleich zu der Funk­ti­ons­tä­tig­keit ei­nes voll­zeit­be­schäf­tig­ten Ober­stu­di­en­rats ei­nen der Teil­zeit­quo­te ent­spre­chend ver­rin­ger­ten zeit­li­chen Auf­wand be­an­spru­chen. Ein sol­ches Vor­ge­hen dürf­te sich in der Re­gel aus prak­ti­schen Grün­den emp­feh­len, um Schwie­rig­kei­ten bei der Be­mes­sung des an­sons­ten er­for­der­li­chen Zeit­aus­gleichs zu ver­mei­den. Wird mit der zu­ge­ord­ne­ten Funk­ti­ons­tä­tig­keit die sich aus der Teil­zeit­quo­te er­ge­ben­de Ar­beits­zeit über­schrit­ten, muss dies in ei­nem an­de­ren Be­reich der Ar­beits­zeit aus­ge­gli­chen wer­den. Das kann im Be­reich au­ßer­un­ter­richt­li­cher Tä­tig­keit z.B. durch ge­rin­ge­re Her­an­zie­hung zu Ver­tre­tungs­stun­den oder Pau­sen­auf­sich­ten ge­sche­hen. Ist ein Aus­gleich in die­sem Be­reich nicht im er­for­der­li­chen Um­fang mög­lich oder nicht ge­wollt, muss der Aus­gleich durch Er­mä­ßi­gung der Un­ter­richts­zeit er­fol­gen. Die Art und Wei­se der Her­stel­lung des an­ge­mes­se­nen Zeit­aus­gleichs ob­liegt dem Dienst­herrn im Rah­men sei­ner Or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­walt. Da­bei ge­nügt - selbst­ver­ständ­lich - nicht, dass ein hier­nach er­for­der­li­cher Aus­gleich nur mög­lich ist; ent­schei­dend ist viel­mehr, dass es auf ei­nen sol­chen Aus­gleich ei­nen Rechts­an­spruch gibt und der Aus­gleich auch tat­säch­lich er­folgt. Ist der Aus­gleich noch nicht er­folgt, ist dies un­ab­hän­gig da­von nach­zu­ho­len, ob die Leh­rer­ar­beits­zeit nor­ma­tiv ge­re­gelt und ein An­spruch auf Zeit­aus­gleich für ei­ne über die Teil­zeit­quo­te hin­aus­ge­hen­de Her­an­zie­hung zu ein­zel­nen Be­stand­tei­len der Leh­rer­ar­beits­zeit aus­drück­lich nor­miert ist.

20 An­ge­sichts des nicht ex­akt mess­ba­ren und häu­fig auch stark schwan­ken­den und sich ver­än­dern­den Zeit­auf­wands für die ein­zel­nen Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten ist ein ex­ak­ter Aus­gleich nicht mög­lich und auch nicht er­for­der­lich; es ge­nügt ein auf Schät­zun­gen be­ru­hen­der an­nä­hern­der Aus­gleich (vgl. BVer­wG, Ur­teil vom 23. Sep­tem­ber 2004 - 2 C 61.03 - BVer­w­GE 122, 65 <73>), der bei Be­darf nach­voll­zieh­bar zu er­läu­tern ist. Der Dienst­herr muss im Rah­men sei­nes Or­ga­ni­sa­ti­ons­er­mes­sens so­wohl den Rech­ten und Be­dürf­nis­sen der voll- und teil­zeit­be­schäf­tig­ten Leh­rer als auch den schu­li­schen Be­lan­gen an­ge­mes­sen Rech­nung tra­gen.

21 Bei der Be­mes­sung des Zeit­aus­gleichs darf auch be­rück­sich­tigt wer­den, dass der Dienst­herr - ge­ne­rell auf Lan­des­ebe­ne oder vor Ort in der Schu­le - Vor­ga­ben da­zu ma­chen darf, wel­chen Zeit­auf­wand er für die ein­zel­ne Funk­ti­ons­auf­ga­be als an­ge­mes­sen an­sieht. Ei­ne sol­che Vor­ga­be wie­der­um hat zur Fol­ge, dass ein pflicht­be­wuss­ter Leh­rer grund­sätz­lich im Durch­schnitt auch nur die­se Zeit für die je­wei­li­ge Auf­ga­be auf­wen­den muss. Ist da­mit die Auf­ga­be nicht zu be­wäl­ti­gen, kann der Dienst­herr durch or­ga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men Ab­hil­fe schaf­fen, wie z.B. durch ei­nen der un­er­war­tet ho­hen zeit­li­chen In­an­spruch­nah­me Rech­nung tra­gen­den zeit­li­chen Aus­gleich. Nicht ma­ß­geb­lich für die Be­ur­tei­lung des er­for­der­li­chen Zeit­auf­wands ist die sub­jek­ti­ve Ein­schät­zung des je­wei­li­gen Leh­rers.

22 3. Aus­ge­hend hier­von er­weist sich das Be­ru­fungs­ur­teil als rechts­feh­ler­haft. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt hat zu Un­recht ge­nü­gen las­sen, dass für ei­ne über die Teil­zeit­quo­te hin­aus­ge­hen­de Wahr­neh­mung von Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten die Ge­wäh­rung ei­nes Zeit­aus­gleichs nach der Er­lass­la­ge - le­dig­lich - mög­lich ist. Des­halb hat es Fest­stel­lun­gen da­zu für ent­behr­lich ge­hal­ten, ob die Klä­ge­rin über ih­re Teil­zeit­quo­te hin­aus zu Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten her­an­ge­zo­gen wor­den ist und wird und - wenn dies zu be­ja­hen ist - ob ein zeit­lich ad­äqua­ter Aus­gleich er­folgt ist und er­folgt. Weil die­se tat­säch­li­chen Fest­stel­lun­gen feh­len, kann der Se­nat nicht selbst über den gel­tend ge­mach­ten An­spruch ent­schei­den. Die Zu­rück­ver­wei­sung an das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt er­mög­licht die Nach­ho­lung die­ser Fest­stel­lun­gen. Ein ge­eig­ne­tes Be­weis­mit­tel, um den Zeit­auf­wand für die Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten der Klä­ge­rin im Ver­gleich zu den voll­zeit­be­schäf­tig­ten Ober­stu­di­en­rä­ten an der Schu­le der Klä­ge­rin ein­schät­zen zu kön­nen, dürf­te die Be­fra­gung des Lei­ters die­ser Schu­le sein, ggf. er­gänzt durch die Be­fra­gung ei­nes Lei­ters ei­ner an­de­ren, in Grö­ße und Struk­tur ver­gleich­ba­ren Schu­le.

23 Un­ab­hän­gig hier­von wird auf Lan­des­ebe­ne zu prü­fen sein, wel­che ar­beits­zeit­be­zo­ge­nen nor­ma­ti­ven Re­ge­lun­gen im Zu­sam­men­hang mit Funk­ti­ons­tä­tig­kei­ten zu tref­fen sind.