Generationendialog: Herzlich willkommen in der GEW NRW!

Aus der Arbeit der Kommission Generationenwechsel  / Generationendialog

Die Kommission Generationenwechsel / Generationendialog der GEW NRW hat die Willkommenskultur in verschiedenen Gremien unter die Lupe genommen. Jetzt kommt es darauf an, in unterschiedliche Richtungen weiterzudenken und neue Ideen zu entwickeln.

„Herzlich willkommen in der GEW!“ Diesen Satz füllen alle Mitglieder mit Leben – im Stadt- oder Kreisverband, in Fachgruppen und in Bildungseinrichtungen. Die Kommission Generationenwechsel / Generationendialog der GEW NRW hat einige Merkmale zusammengestellt, die verschiedene Begrüßungskonzepte der GEW ausmachen: Dazu zählt, dass Neumitglieder in die Gemeinschaft der Gewerkschaft aufgenommen und angesprochen werden – in Wort, Schrift und Tat. Sie werden als Person wahrgenommen sowie mit eigenen Anliegen gehört. Gleichzeitig ist es erlaubt, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Neumitglieder werden mit den Interessen und Zielen der GEW vertraut gemacht und niedrigschwellige Mitmachangebote erleichtern den Einstieg und die Einarbeitung. Das funktioniert zum Beispiel über Ansprechpartner*innen innerhalb der GEW und besonders vor Ort, die ihr Wissen und die Erfahrung durch Selbstverständliches Teilen vermitteln.
Unser großer Vorteil im Vergleich zu anderen Gewerkschaften besteht darin, mit ausgebildeten Pädagog*innen Expert*innen für genau diese Themen – und damit für eine gute und wohlwollende Willkommenskultur – an der Hand zu haben. Wir können außerdem all diese Elemente durch jahrelange Erfahrung im Beruf erfolgreich mit Leben füllen.
Leider bleibt dafür im kämpferischen GEW-Alltag oft zu wenig Zeit: Bewährte Routinen werden nicht mehr erklärt und für die Anregungen neuer Mitglieder ist nicht immer ein offenes Ohr vorhanden.

Junge Menschen brauchen mehr Hilfe bei der Gewerkschaftsarbeit

Eine Umfrage des Bundesausschusses Junge GEW und des Bundesausschusses der Studentinnen und Studenten (BASS) unter 7.027 GEW-Kolleg*innen bis 35 Jahre aus dem Jahr 2017 bestätigt den Eindruck der Kommission: Lediglich 55 Prozent der aktivierbaren Mitglieder stimmen der Aussage „Die GEW hat eine gute Willkommenskultur“ zu; nur 32 Prozent sagen „Neuen wird es leicht gemacht, aktiv zu werden.“. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass knapp die Hälfte der aktivierbaren GEW-Kolleg*innen angeben, dass die GEW keine gute Willkommenskultur hat – und mehr als zwei Drittel sogar der Meinung sind, dass es schwer ist, in GEW-Strukturen Fuß zu fassen. Über die Angebote zur Teilhabe fielen die Ergebnisse noch schlechter aus: Weniger als die Hälfte der Kolleg*innen (46 Prozent) stimmen der Aussage „Die Angebote zur Teilhabe sind vielfältig.“ zu; noch weniger (37 Prozent) bestätigen: „Die Angebote ermöglichen eine aktive Teilhabe.“.
Wir müssen uns wieder bewusst die Zeit nehmen, um Neumitgliedern die Chance zu geben, bei uns heimisch zu werden, zum Beispiel durch:

  • aktives Zuhören und Ernstnehmen von Fragen und Ideen
  • verschiedene Andockmöglichkeiten – in der Gruppe und individuell
  • Anleitung zum eigenständigen Arbeiten
  • das Fragen nach der Sichtweise und Einschätzung der*s Anderen    
  • Einbeziehung in laufende Vorgänge – zum Beispiel mit einem Mentoringkonzept
  • Einarbeitung und, falls nötig, durch mehrfache Erklärung komplexer Vorgänge
  • Erklären der GEW-Strukturen und internen Zusammenhänge sowie Vorstellung von Personen  
  • Vermeidung von Überfrachtung, zum Beispiel mit der Übernahme mehrerer Posten
  • das Bewusstsein darüber, dass Gruppenzuwachs immer weitere Impulse und Veränderung bedeutet

 

Stärke der GEW NRW liegt in der Gemeinschaft

Gewerkschaftliche Arbeit fußt auf drei Säulen: Interessenvertretung, also Forderungen der Mitglieder, politische Inhalte, Mitbestimmung, gesellschaftliche Veränderungen, Serviceangebote wie Beratungen, Schlüsselversicherung, Fortbildungen und Gemeinschaft, zum Beispiel kulturelle Veranstaltungen und identitätsstiftende Gruppenerlebnisse. Gerade an Letzterer können wir mehr anknüpfen.
In der Arbeitswelt, die von zunehmender Vereinzelung und aktiver Entsolidarisierung geprägt ist, kann die GEW mit dem Gemeinschaftsgedanken dem aktuellen Trend nicht nur inhaltlich politisch etwas Überzeugendes entgegensetzen, sondern auch ganz basal das Bedürfnis nach Gemeinschaft bedienen. Denn gerade das macht uns aus: „Gemeinsam sind wir stark.“
Deshalb sollten situativ und der Umfrage folgend, die Arbeitsstrukturen, Abläufe und Gesprächskulturen kritisch hinterfragt werden. In der Praxis bedeutet das beispielsweise, Probleme offen anzusprechen, um eine gute Arbeitsatmosphäre zu erreichen. Darüber hinaus müssen klare Räume für zielgerichtetes und effizientes Arbeiten sowie für Diskussionen zur Verfügung stehen. Um den Anspruch von Neumitgliedern an die Gewerkschaftsarbeit und die tatsächliche Realität grundsätzlich besser miteinander zu vereinen und Enttäuschungen von Beginn an zu vermeiden, ist es wichtig, den Mitmachgedanken als Grundelement unserer Organisation zu betonen und positiv zu bewerben.
Im Alltag wäre es ratsam, weniger die formalen Unterschiede wie Fachgruppen-Denken, Altersunterschiede als Hinderungsgrund sowie Posten- und Hierarchieebenen in den Vordergrund zu rücken. Ein Selbstverständnis auf der Basis des „Sich-Selbst-Bewusst-Seins“ und die Konzentration auf Gemeinsamkeiten wie Inhalte, Ziele, Verbundenheit und gelebte Solidarität sind entscheidend.

Positive Einstiegserfahrungen an die nächste Generation weitergeben

Die Mitglieder der Kommission Generationenwechsel / Generationendialog sind sich einig, dass ein gelungener Generationenwechsel und besonders die Willkommenskultur selbst durch den offensiven Generationen- und Erfahrungsdialog geprägt sind und sich die Willkommenskultur im gewerkschaftlichen Alltag nachweislich auf Neumitglieder aller Altersstufen erstreckt. Außerdem muss es das Ziel sein, dass wir uns auch nach dem Einstieg in die GEW weiterhin willkommen fühlen und willkommen sind. Also: Willkommenskultur – von allen für alle. Und vor allem: gemeinsam.
Feststeht: Eine positive Willkommenskultur kann am besten dann gelebt und weitergegeben werden, wenn sie selbst erlebt wurde. Hier können wir ansetzen und auf unsere eigene positive Erfahrung aus der GEW oder aus anderen Kontexten zurückgreifen. Seien wir auch hier mutig, Vorhandenes wiederzuentdecken und Neues auszuprobieren: Gewerkschaft ist, was wir daraus machen!


Fenna Neuborn
Mitglied der Kommission Generationenwechsel / Generationendialog der GEW NRW

Fotos: Catalenca, trojana1712, behrchen / photocase.de

 

Wie Generationen voneinander profitieren

Die GEW NRW steht vor großen Herausforderungen: Erfahrene Kolleg*innen gehen in den Ruhestand, jüngere Engagierte rücken nach. Wie lässt sich dieser Wechsel harmonisch gestalten? Wie geht gesammeltes Wissen nicht verloren? Mit diesen Fragen befasst sich die Kommission Generationenwechsel / Generationendialog der GEW NRW.
Wie in vielen Institutionen steht auch bei einigen GEW-Mitgliedern der Ruhestand kurz bevor. Die gute Nachricht ist, dass bei einer großen Anzahl der aktiven und passiven Mitglieder zwar das Ende der beruflichen Tätigkeit ansteht, nicht aber das Ende der gewerkschaftlichen Verbundenheit und des Engagements automatisch mit dem Ruhestand beginnt. Deshalb haben wir die Möglichkeit, den Generationenwechsel in der GEW fließend zu gestalten.
Die Kommission „Generationenwechsel“, die per Gewerkschaftstagsbeschluss aus dem Jahr 2018 installiert wurde, hat nun die Aufgabe, diese nächste Zeit zu begleiten – indem sie die aktuelle Situation in der GEW aufarbeitet, Anregungen aus den Bezirken aufnimmt und diskutiert, Vorschläge erarbeitet und die Ergebnisse in die GEW NRW zurückgibt. Ein Beispiel haben wir bereits in Vorbereitung für den Gewerkschaftstag 2019 gelebt: Mit der Idee „1 + 1 – zusammen zum Gewerkschaftstag“ haben die Untergliederungen das Angebot wahrgenommen, für Delegierte unter 40 Jahren vom Landesverband finanzierte, zusätzliche Gastmandate zu erhalten. So ist es gelungen, den Anteil der jüngeren Delegierten signifikant zu erhöhen, ohne gleichzeitig Ü 40-Kolleg*innen ausschließen zu müssen.
Die Kommission hat an diesem Punkt ihrer Arbeit festgestellt, dass die Bezeichnung „Generationenwechsel“ unbedingt durch den Begriff „Generationendialog“ gleichwertig ergänzt werden muss. So zwingend die Fokussierung auf unseren Nachwuchs ist, umso wichtiger ist gerade hierbei das Gesehen werden aller und die gelebte Solidarität zwischen den Generationen.
Ganz im Sinne unseres Mottos des diesjährigen Gewerkschaftstags „Vielfalt bereichert“ ist genau das die Stärke der GEW NRW: Die Vielfalt der durch uns vertretenen Bildungsformen, die Vielfalt unserer Kompetenzen in den unterschiedlichen Untergliederungen und die Vielfalt der Generationen.

 

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