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Geschwister Quandt vor Familie Schaeffler: Die zehn reichsten Deutschen

Foto: Frank Rumpenhorst/ picture-alliance/ dpa

Die 500 reichsten Deutschen Wie die reichsten Deutschen ihren Reichtum mehrten

Auf der Liste der 500 reichsten Deutschen, die manager magazin jedes Jahr erstellt, verteidigen die Geschwister Quandt ihren Spitzenplatz - trotz Milliarden-Einbußen wegen des VW-Skandals. Unter den Top Ten gibt es zahlreiche Aufsteiger.

Platz 1: Stefan Quandt und Susanne Klatten (BMW, Altana, Delton)

Vermögen 2015: 26,5 Milliarden Euro (- 4,5 Mrd. ggü Vorjahr)

(Stichtag jeweils 23.9.2015)

Ihren Platz als Nummer 1 unter den reichsten Deutschen konnten Stefan Quandt (49) und seine Schwester Susanne Klatten (53) in diesem Jahr verteidigen, obwohl sie - auf dem Papier - gerade einen ausgesprochen schmerzhaften Vermögensverlust verdauen mussten. Denn im Zuge der VW-Diesel-Affäre rauschte auch der Marktwert von BMW in den Keller. Das trifft die Kinder von Herbert Quandt erheblich, schließlich sind sie seit dem Tod ihrer Mutter Johanna im August mit zusammen 46,7 Prozent die dominierenden Aktionäre des Autokonzerns. Das erinnerte die Quandts daran, dass die Perle BMW  in ihrem Portfolio auch ein Klumpenrisiko darstellt. Ihre anderen Beteiligungen sind vor dem Hintergrund abzubuchen unter "Ferner liefen". Sollten auch die stolzen Bayerischen Motorenwerke bei den Abgaswerten ihrer Dieselfahrzeuge getrickst haben - was das Management bestreitet -, könnte das die Vermögensbilanz der Quandts noch härter treffen.

Den Grundstock des quandt'schen Milliardenvermögens erwirtschafteten ihre einst aus den Niederlanden nach Brandenburg gewanderten Vorfahren als Tuchweber. Nach Episoden unappetitlicher Paktiererei mit den Nationalsozialisten mehrten die Brüder Herbert und Harald in der aufstrebenden Bundesrepublik das Familienvermögen auf schwindelerregende Weise. Herbert Quandts vielleicht riskanteste Investition war 1960 der Einstieg beim damals todgeweihten Autobauer BMW. In guten Jahren bewegt sich allein schon die Summe der Dividende für seine Kinder im mittleren dreistelligen Millionenbereich - 2014 flossen 815 Millionen Euro an Stefan Quandt und Susanne Klatten. Dazu kommen noch der Pharmakonzern Altana, Anteile an den Industriekonzernen SGL Carbon  und Nordex (alles Susanne Klatten) sowie die Beteiligungsgesellschaft Delton von Bruder Stefan. Der kämpft als Gesellschafter der BHF-Bank gerade dagegen, von der chinesischen Fosun-Gruppe übernommen zu werden - Ende offen.

Familie Schaeffler: Comeback mit Conti - einmal Fast-Pleite und zurück

Platz 2: Georg und Maria-Elisabeth Schaeffler (INA Schaeffler, Continental)

Vermögen 2015: 20 Milliarden Euro (+ 2,4 Mrd. ggü Vorjahr)

Kein Superreicher in Deutschland hat es in den vergangenen Jahren geschafft, so tief zu fallen und so glorreich wieder aufzuerstehen wie Mutter und Sohn Schaeffler, Herrscher über das fränkische Wälzlagerimperium gleichen Namens. Die Übernahme des Reifen- und Autoteilekonzerns Continental unmittelbar vor der Finanzkrise hätte Georg (50) und Maria-Elisabeth Schaeffler (74) beinahe bis zum jüngsten Tag ruiniert. Die Schulden drohten sie zu überrollen. Aber sie haben sich - dank etwas Glück und viel Chuzpe - wieder berappelt.

An Continental halten die Schaefflers nun 46 Prozent, die eigene Firma INA-Holding Schaeffler durften sie komplett behalten, und weil die Geschäfte bei beiden zuletzt seidig schnurrten, schnellte das Familienvermögen auf 20 Milliarden Euro in die Höhe (wobei die beträchtlichen Schulden natürlich abgezogen sind). Georg Schaeffler hält übrigens 80 Prozent, seine Mutter nur noch 20 Prozent an der gemeinsamen Holding. Das finale Happy End, das Abschütteln eines großen Teils des verbliebenen Schuldenbergs, soll nun ein Börsengang von Schaeffler bringen: Rund 25 Prozent wollen die beiden Inhaber verkaufen.

Dumm nur, dass sie das genau in dem Moment bekannt gaben, als der VW-Skandal hochblubberte und die ganze deutsche Autoindustrie samt Zulieferern beutelte. Statt des angepeilten Erlöses von 2,5 Milliarden Euro dürfte der Börsengang jetzt nur noch rund 1,4 Milliarden Euro einbringen, der Schuldenabbau der Schaefflers wird sich damit länger hinziehen als geplant. Doch im Vergleich zum Conti-Übernahmekrimi des Jahres 2008 sind das Luxusprobleme.

Familien Albrecht und Heister: Bei Aldi Süd ist man (noch) entspannt

Platz 3: Familien Albrecht und Heister (Aldi Süd, Mülheim)

Vermögen 2015: 19 Milliarden Euro (+ 0,7 Mrd. ggü Vorjahr)

Dass man es mit Sparen zu einem erstaunlichen Vermögen bringen kann, beweisen seit jeher die Albrechts mit ihrem Discount-Imperium. In dem spart nicht nur der Kunde, weil (fast) alles so superbillig scheint. Auch der Händler spart, weil alles so superschlicht daherkommt. Aus diesem Rezept erschufen Karl und Theo Albrecht ihr Reich, das sie bereits früh in Süd (Karl) und Nord (Theo, Platz 6) trennten, um einander nicht ins Gehege zu kommen. Mittlerweile sind die beiden Senioren verstorben, Theo verschied 2010, Karl im Juli 2014, und die Nachfahren müssen es alleine richten.

Bei Aldi Süd ist das vor allem Karls Schwiegersohn Peter Heister (68). Seine Aufgabe ist etwas kommoder als die des nördlichen Familienzweiges, denn über die Jahre walteten Karl und seine Geschäftsbesorger in der Zentrale in Mülheim an der Ruhr umsichtiger als die Kollegen in Essen: Die Läden sind einladender, und die Rezepte der frechen, ungemein erfolgreichen Konkurrenz von Dieter Schwarz und Lidl (siehe Platz 5) wurden rascher gekontert.

Eines dürfte sich auf jeden Fall nicht ändern: Beide Stämme haben die jeweiligen Unternehmensanteile schon vor Urzeiten fest in Stiftungen verbaut. Das sichert die Unabhängigkeit, schont so die Nerven - und spart auch noch Steuern.

Familie Reimann: Reich mit Kukident, noch reicher mit Kaffee

Platz 4: Familie Reimann (Reckitt Benckiser, Coty, JAB Holding)

Vermögen 2015: 17,6 Milliarden Euro (+ 3,6 Mrd.)

Keine deutsche Unternehmerfamilie baut ihr Vermögen so zupackend aus wie die Reimanns. Welches Geschäft - immer global gedacht - auch immer besonders großen Wertzuwachs verspricht, sie sind dabei. Und Nostalgie lassen sie nie aufkommen. Läuft es zum Beispiel mit dem Luxusgütergeschäft mal nicht mehr ganz so gut, wird dort gebundenes Kapital losgeeist, um sich mal eben einen Weltmarktführer für Kaffee zu brühen.

Auch vor preistreibenden Bietergefechten schrecken die Reimanns nicht zurück, kürzlich schnappten sie den Henkels aus Düsseldorf zu deren großem Verdruss dutzende Marken von Wella weg, die der Konsumgüterriese Procter & Gamble  nicht mehr sexy fand - ein Deal im Wert von 12,5 Milliarden Dollar, der ihren Kosmetikkonzern Coty in eine ganz neue Liga aufsteigen lässt.

Das Vermögen ihrer Vorväter - Mitte des 19. Jahrhunderts hatten Karl Ludwig Reimann und Johann Adam Benckiser in Ludwigshafen eine Chemiefabrik gegründet - mehren die Reimanns und ihr Manager so überaus clever. Basis für ihre Expansion sind die 11 Prozent am Konsumgütergiganten Reckitt Benckiser (Calgon, Kukident, Clearasil), in dem ihr Familienerbe vor Jahren aufgegangen ist.

Dieter Schwarz: Lidl wächst und wächst - und treibt nicht nur Aldi vor sich her

Platz 5: Dieter Schwarz (Lidl, Kaufland)

Vermögen 2015: 17 Mrd. Euro (+ 2,5 Mrd.)

Es durfte in der Großwirtschaft bisher als zwingend gelten, dass Konzerne immer langsamer voranschreiten, je gewaltiger sie ins Kraut schießen. Dieses Naturgesetz heben die Manager von Lidl-Gründer Dieter Schwarz (76) so leichthändig auf als hätten sie ein Mittel gegen die Schwerkraft erfunden. Zuletzt erreichte der Umsatz fast 80 Milliarden Euro, in ein paar Jahren sollen es, anschnallen, 100 Milliarden sein. Und all das durch organisches Wachstum, also: neue Filialen statt Fusionen. Solche wären allerdings auch kartellrechtlich in kaum einem Land noch möglich.

Sei's drum: Man kann die Konkurrenz auch anders vor sich hertreiben, ob es nun daheim die Albrechts und Heisters mit ihren Aldi-Rabattläden sind oder der Gigant Tesco in Großbritannien. Dass die konsumfreudigen US-Amerikaner daheim immer noch nicht bei Lidl shoppen können, darf einstweilen als verschmerzbar gelten - jedenfalls für die Lidl-Männer im Hauptquartier in Neckarsulm. Ist doch schön, wenn man noch eine solche Wachstumsreserve in der Hinterhand hat.

Familie Theo Albrecht Jr: Bei Aldi Nord wird mehr verwaltet als gestaltet

Platz 6: Familie Theo Albrecht Jr. (Aldi Nord, Essen)

Vermögen 2015: 16,9 Mrd. Euro (+ 0,4 Mrd.)

Beständig nach unten im Regal der reichsten Deutschen gerutscht sind die nördlichen Albrechts, die ihr Handelsimperium von Essen aus verwalten. Das Problem steckt im letztgenannten Verb: Theo Albrecht und seine Nachfahren haben - aus Sattheit oder Bequemlichkeit oder Ideenlosigkeit oder allem zusammen, man weiß es nicht - ihr Geschäft über die Jahre mehr verwalten als gestalten lassen. Nun steht mit Marc Heußinger (49) ein ziemlich junger Mann an der Spitze der Nordreiches und versucht, dem unbändigen Expansionsdrang aus Neckarsulm (vulgo: Lidl) zu trotzen.

Das ist dringlich geboten, aber weder ganz einfach noch ganz billig, wenn man einen erheblichen Investitions- und Innovationsstau abarbeiten muss. Zuletzt, so war zu vernehmen, kam man ganz gut voran damit. Ob es aus Angst vor Lidl weiland zu einer Wiedervereinigung der beiden Aldi-Reiche kommen könnte, halten manche Auguren nicht mehr für völlig ausgeschlossen.

Heinz Hermann Thiele: Der Milliardenmann und die Knorr-Bremse

Platz 7: Heinz Hermann Thiele (Knorr-Bremse, Vossloh)

Vermögen 2015: 9,5 Milliarden Euro (+ 6 Mrd.)

Reich geworden ist Heinz Hermann Thiele (74) damit, gewaltige Massen wie Lkw oder Züge wieder zu stoppen - mit den Bremsen aus seinem Konzern Knorr. Thiele selbst allerdings lässt sich von nichts und niemandem stoppen. Das gilt für seinen Aufstieg: Seit er die marode Bremsenfirma 1985 übernahm (fast komplett auf Pump, übrigens), trieb er den Umsatz von 254 Millionen Euro auf 5,2 Milliarden.

Das gilt für seinen Expansionsdrang: Als die Eigner des angeschlagenen Bahntechnikkonzerns Vossloh nicht so wollten wie ihr Großaktionär Thiele, trieb er sie so lange vor sich her, bis sie entnervt an Dritte verkauften; nun hat Thiele die Macht bei Vossloh allein.

Und das gilt sogar für seine eigene Familie: Im Sommer verließ sein Sohn Henrik (47) Knall auf Fall den Knorr-Konzern, weil er mit dem Vater, der pro forma nur noch den Aufsichtsrat führt, aneinander geraten war. Das war nicht einfach nur ein Familienzwist, schließlich gehören Henrik Thiele 36,6 Prozent des Konzerns. Aber für alle Streitfälle hat sich Thiele senior die Stimmenmehrheit in die Statuten gießen lassen. Der Bremsenmann mag eben keine Bremsen für sein eigenes Schaffen.

Familie Otto: Versand-Dino im Kampf gegen Amazon

Platz 8: Familie Otto (Otto Versand, ECE)

9,2 Mrd. Euro (- 0,3 Mrd.)

Vom einst so glorreichen deutschen Versandhandel ist nicht mehr viel übrig: Quelle ist tot, Neckermann ebenfalls so gut wie, nur noch der Name lebt mit einem Webshop weiter. Der gehört dem letzten Überlebenden dieses urdeutschen Handelszweiges, der Otto-Gruppe. Mehr als 120 Unternehmen zählen sie zu ihren Besitztümern, darunter etwa den Paketdienst Hermes, die Filialisten Sportscheck, My Toys oder Crate & Barrel in den USA sowie den Einkaufszentren-Betreiber ECE. Aber das Versandgeschäft humpelt des Weges, und viele Töchter ebenfalls; nur ECE behauptet sich.

Vor 15 Jahren setzten die Händler unter der Führung von Michael Otto (72) noch knapp 24 Milliarden Euro um, zuletzt waren es nur noch 12 Milliarden, und unter dem Strich schrieb man sogar Verluste. Erwehren muss Otto mehr und mehr den Internetriesen wie Amazon , weshalb die Ottos zwar seit langem fleißig ins Onlinegeschäft investieren, aber trotzdem immer weiter zurückfallen. Michaels Sohn Benjamin (39), Enkel der 2011 verstorbenen Wirtschaftswunder-Ikone Werner Otto, wollte sich das Rattenrennen erst gar nicht antun und hat im Frühjahr darauf verzichtet, wie einst sein Vater CEO zu werden. So bleibt der Sanierungsjob also einstweilen an angestellten Managern hängen: Viel Glück dabei.

Familie Würth: Der kunstliebende Schraubenkönig

Platz 9: Familie Würth (Würth-Gruppe, Befestigungstechnik, Werkzeughandel)

Vermögen 2015: 8,8 Milliarden Euro (+ 0,6 Mrd.)

Über Schrauben muss sich die große Mehrheit der Menschheit ja in der Regel kaum Gedanken machen, weil sie in allen erforderlichen Typen und Mengen vorrätig sind und dann, nach kundiger Applikation, auch brav zusammenhalten, was zusammen gehört. Dass das in fast allen Ecken der Welt so ist, darf als Verdienst von Reinhold Würth (80) in die Geschichte eingehen. Die Marke von 10 Milliarden Euro Umsatz ward jüngst erreicht, was den Senior aber nicht zum Innehalten verführte.

Im April wurde er 80 Jahre alt und ließ sich ein bisschen feiern, um am nächsten Tag gleich wieder mit einem Außendienstler zum Kundenbesuch aufzubrechen. Die erquicklichen Reichtümer, die Würth angesammelt hat, legt er seit jeher in Kunst an: 16.000 Werke, querbeet durch die Kunstgeschichte, hat er so gehamstert. Ein paar wenige davon stellt er in seinen 15 Museen aus. Leider kann er diese nicht im selben Rhythmus eröffnen, wie seine Firma Rekorde vermeldet. Eigentlich schade.

Familien Günter Herz und Daniela Herz-Schnoeckel

Platz 10: Familien Günter Herz und Daniela Herz-Schnoeckel (Mayfair, Vapiano, vormals Tchibo)

Vermögen 2015: 8 Mrd. Euro (unverändert)

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Geschwister Quandt vor Familie Schaeffler: Die zehn reichsten Deutschen

Foto: Frank Rumpenhorst/ picture-alliance/ dpa

Günter Herz (75) ist einer der wenigen echten Tausendsassas unter den deutschen Hochvermögenden. Die von seinem Vater Max Herz geerbten Kaffee- und Handelsfirma Tchibo formte er in dreieinhalb Jahrzehnten zu einem Giganten mit vier Milliarden Euro Umsatz. Nebenbei kaufte er auch noch die Tabakfirma Reemtsma und reichte sie 2002 für mehr als sechs Milliarden Euro an den britischen Zigarettenkonzern Imperial  weiter. Und aus der Cremefirma Beiersdorf  züchtete er einen globalen Beauty-Konzern.

2001 hatte eine Mehrheit seiner Familie zwar genug von seinem Schaffensdrang und jagte ihn bei Tchibo vom Hof. Aber mit den üppigen Mitteln aus der Familienscheidung baute sich Günter Herz, im Duett mit seiner treuen Schwester Daniela, gleich ein neues Reich auf. Erst machte er mit einer Großbeteiligung am Sportartikelkonzern Puma  eine halbe Milliarde Euro Gewinn. Dann übernahm er 2006 die Kontrolle beim Schiffsdienstleister Germanischer Lloyd und fusionierte ihn 2013 mit einem norwegischen Konkurrenten zur globalen Nummer 1. Wenn er sich mal langweilt, kümmert er sich auch noch um sein kleines Investment in die Pizza-und-Pasta-Kette Vapiano.

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