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Angriffe an Schulen Lehrerpräsident stellt Gewaltstudie infrage

An jeder vierten Schule hat es in den vergangenen Jahren körperliche Angriffe auf Pädagogen gegeben - so das Ergebnis einer neuen Studie. Doch der Präsident des Lehrerverbands hält die Zahlen für viel zu hoch.
Lehrerin im Unterricht (Archivbild)

Lehrerin im Unterricht (Archivbild)

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

Hans-Peter Meidinger wundert sich. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands kann nicht glauben, dass an jeder vierten Schule in Deutschland in den vergangenen Jahren Lehrer körperlich angegriffen wurden. Die Zahlen stammen aus einer am Mittwoch vorgestellten Studie des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). "Körperliche Gewalttaten gegen Lehrer sind eher Einzelfälle", sagte Meidinger der "Passauer Neuen Presse" .

In der VBE-Untersuchung hatte mehr als ein Viertel der Schulleiter (26 Prozent) von körperlichen Attacken berichtet. "Dass Lehrer in jeder vierten Schule mit körperlichen Angriffen rechnen müssen und dies auch für Grundschulen gelten soll, macht mich stutzig", sagte Meidinger.

Für plausibel hält er dagegen die Zahlen zu psychischer Gewalt gegen Lehrer, also Beschimpfungen und Drohungen. Fast die Hälfte der befragten Schulleiter (48 Prozent) hatte angegeben, dass es an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren solche Fälle gab. Meidinger hat hier einen Anstieg in den vergangenen Jahren beobachtet. "Kinder aus bestimmten Kulturkreisen wie etwa Nordafrika akzeptieren Frauen teilweise nicht", sagte er. "Das ist ein großes Problem." Denn 70 Prozent der Lehrkräfte seien weiblich, an Grundschulen sogar 90 Prozent.

Fachleute wollen Mobbing-Statistik

Nach der Veröffentlichung der VBE-Studie hatten Experten Konsequenzen gefordert: Der Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Bildung und Forschung, Ernst Dieter Rossmann, sprach sich für eine offizielle Mobbing-Statistik aus. So könne Gewalt gegen Lehrkräfte besser erfasst werden. Dies sei "notwendig, um die Realität vorurteilsfrei zu diskutieren", sagte der SPD-Politiker der "Heilbronner Stimme" . "Die 'Unkultur des Schweigens' muss durch ein Klima der Transparenz, die offene Diskussion an den Schulen und das konsequente Handeln abgelöst werden."

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geht davon aus, dass Schulen soziale Probleme künftig stärker ausgleichen müssen: "Es nützt nichts, zu sagen: Die Eltern sind schuld. Viele Familien sind überfordert. Und die Schülerinnen und Schüler kommen so wie sie sind. Die Schulen werden zunehmend eine ausgleichende Leistung erbringen müssen", sagte Ilka Hoffmann, Mitglied des GEW-Vorstandes, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" .

him/AFP/dpa