Olivenöl im Test So schmeckt der Klimawandel

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Olivenöl im Test - So schmeckt der Klimawandel

Nativ extra. Längst nicht jedes Öl der höchsten Güteklasse ist ein Genuss. © Jule Frommelt

Unser Test zeigt: Die Olivenöl-Qualität ist schlechter geworden. Nur 4 von 23 Ölen sind gut. Zwei Anbieter haben jetzt auf unsere Ergeb­nisse reagiert.

Olivenöl im Test Testergebnisse für 23 Olivenöle freischalten

Dürren und Hitze in Mittel­meerländern hinterlassen ihre Spuren, das zeigt der aktuelle Olivenöl-Test der Stiftung Warentest: Die durch­schnitt­liche Qualität ist im Vergleich zu früheren Unter­suchungen deutlich gesunken. Produkte der höchsten Güteklasse nativ extra schme­cken öfter ranzig oder stichig, und auch die chemische Qualität ist schwächer als sonst. Unser Testbe­richt verrät, warum das mit der Klimakrise zusammenpasst.

Von 23 Oliven­ölen im Test – darunter erst­mals auch 4 Brat-Olivenöle – fallen 6 durch, etliche weitere sind nur Mittel­maß.

Update [26.03.2024]: Edeka und Kauf­land reagieren

Wegen mangelhafter test-Qualitäts­urteile im aktuellen Test haben Edeka und Kauf­land uns mitgeteilt, betroffene Chargen vorsorglich aus dem Verkauf genommen zu haben. Das gilt für die nativen Olivenöle extra der Marken von Edeka Gut & Günstig sowie von Kauf­land K-Bio und Kauf­land K-Classic.

Aber es gibt auch High­lights in beiden Produkt­gruppen: Nativ-Extra-Öle, die geschmack­lich heraus­ragen, und Brat-Olivenöle, die sich für die heiße Küche empfehlen. Insgesamt vier Öle bekommen die Note Gut.

Warum sich der Olivenöl-Test für Sie lohnt

Test­ergeb­nisse

Die Tabelle zeigt Bewertungen der Stiftung Warentest für 23 Olivenöle, darunter 19 native Olivenöle extra und vier Brat-Olivenöle. Die Qualitäts­urteile reichen von Gut bis Mangelhaft. Im Test: güns­tige Eigenmarken von Aldi, Lidl, Rewe und Edeka, viel verkaufte Marken wie Bertolli, Filippo Berio und La Española sowie Bio-Olivenöle und ein Gourmet-Produkt.

Das beste Olivenöl für Sie

Mit wenigen Klicks finden Sie gute und passable Olivenöle der Klasse nativ extra und Öle, die wir zum Braten empfehlen können. Die Preise reichen von 7,95 bis 46 Euro pro Liter. Erfreulich: Auch in der Klasse bis 12 Euro pro Liter gibt es akzeptable Öle.

Hintergrund

Wir beleuchten, wie sich Hitzewellen und Wasser­knapp­heit auf die Olivenöl-Qualität auswirken können. Sie erfahren, wodurch sich Brat-Olivenöle von Nativ-extra-Oliven­ölen unterscheiden, und warum manche Öle ein Schad­stoff­problem haben. Wir erklären, warum Olivenöl so gesund ist – und wie Sie selbst eine Geschmacks­prüfung durch­führen können.

Heft­artikel als PDF

Nach dem Frei­schalten erhalten Sie Zugriff auf alle Olivenöl-Testbe­richte, die seit 2021 in der Zeit­schrift test erschienen sind.

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Preise für Olivenöl sind enorm gestiegen

Egal, ob klassische Marke oder preis­werte Eigenmarke vom Discounter – die Preise für Olivenöl haben sich seit unserem vergangenen Test im Oktober 2022 teils fast verdoppelt: Lagen sie damals noch bei 5,75 Euro bis 36 Euro pro Liter, rangieren sie nun bei vergleich­barem Test­feld zwischen 10,70 und 46 Euro. Ausschlag­gebend dafür sind, neben allgemein gestiegenen Kosten, schlechte Oliven­ernten und daraus resultierend eine rück­läufige Olivenöl-Produktion in der EU. Details finden Sie in unserer Meldung zur Preisentwicklung von Olivenöl.

Die Preise für Olivenöl sind laut Verbraucher­preis-Index in Deutsch­land deutlich stärker gestiegen als die für andere Pflanzenöle. Vergleichen lohnt sich: In unserer Daten­bank finden Sie etliche Olivenöle, die eine akzeptable Qualität bieten, weniger als 12 Euro pro Liter kosten – und damit ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Tipp: Schon vor dem Frei­schalten können Sie sehen, welche Olivenöle im Test dabei sind.

Olivenöl im Test - So schmeckt der Klimawandel

© Stiftung Warentest / Isabella Galanty

Zwei Brat-Olivenöle über­zeugen im Test

Kann man mit Olivenöl wirk­lich gut braten? Immer wieder fragen uns das Lese­rinnen und Leser. Tatsäch­lich eignen sich native Olivenöle extra vorzugs­weise zum schonenden Braten. Für die heiße Küche bietet der Handel spezielle Brat-Olivenöle an, Mischungen aus raffiniertem Olivenöl und Öl der zweiten Güteklasse: nativem Olivenöl. Native Öle dürfen zwar – wie Nativ-extra-Öle – nur ohne Wärmezufuhr produziert werden, dafür aber leichte sensorische Fehler aufweisen. Wir haben die Bratöle erst­mals geprüft und mit ihnen Hack­fleisch gebraten. Zwei waren auffällig mit Schad­stoffen belastet, zwei können wir aber empfehlen.

Schlechte Oliven­ernten könnten sich in der Klimakrise häufen, der Anteil an hoch­wertigen Ölen sinken und mehr Öl als Bratöl verwertet werden.

Jochen Wettach, Projektleiter für den Olivenöl-Test

Olivenöl ist gut für die Gesundheit

Unter den Ölen hat Olivenöl mit die güns­tigsten Ernährungs­eigenschaften über­haupt. Das liegt vor allem an der Ölsäure, aus der Olivenöl zu rund 70 Prozent besteht. Diese einfach ungesättigte Fett­säure hilft, unerwünschtes LDL-Cholesterin im Blut zu senken. Vorteilhaft sind auch die Poly­phenole. Die sekundären Pflanzen­stoffe, die Oliven in der Natur vor Fress­feinden schützen, wirken ebenfalls günstig auf die Blut­fette. Unser Vergleich von Pflanzenölen zeigt, inwiefern sich Olivenöl hinsicht­lich der Zusammenset­zung von Raps- und Sonnenblumenöl unterscheidet.

Neun Olivenöle tragen das Bio-Siegel, darunter auch empfehlens­werte. Wer sie kauft, unterstützt damit eine nach­haltige Land­wirt­schaft. Chemisch-synthetische Pestizide sind für Bio-Oliven tabu, extra angepflanzte Sträucher und Blumen bieten Nützlingen ein Zuhause und verbessern die Bodenqualität.

Tipp: Schon vor dem Frei­schalten des Tests können Sie sich ansehen, welche Bio-Olivenöle wir untersucht haben.

So testet die Stiftung Warentest Olivenöl

Ist drin, was drauf­steht? Obwohl die Europäische Union viele Vorgaben macht, um Verfälschungen auszuschließen, gehört natives Olivenöl extra zu den am meisten verfälschten Lebens­mitteln in der EU. Wir haben daher geprüft, ob den Produkten andere Pflanzenöle oder schlechte Ölqualitäten unterge­mischt wurden und ob Herkunfts­angaben für konkrete Länder stimmten, etwa für grie­chisches Olivenöl.

Schmeckt es, wie es soll? Natives Olivenöl extra darf keinen einzigen sensorischen Fehler aufweisen, also nicht ranzig schme­cken oder modrig riechen. Die EU-Oliven­ölver­ordnung schreibt für die sensorische Prüfung ein amtlich anerkanntes Panel mit extra ausgebildeten Verkostern vor. Auch wir haben so ein Panel beauftragt, die Produkte zu prüfen.

Tipp: Mehr Infos und Küchentipps zu nativem Olivenöl extra, raffiniertem Olivenöl und anderen Ölsorten finden Sie in unseren FAQ Speiseöl. Passendes Brat­gut finden Sie unseren Tests von Veggie-Schnitzeln, Fischstäbchen, Bratwürsten sowie Chicken-Nuggets. Bei den drei letzt­genannten haben wir jeweils auch Veggie-Alternativen getestet. Wer lieber mit tierischem Fett brät, findet gute Produkte in unserem Butter-Test.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • hoffinho am 10.04.2024 um 15:27 Uhr
    Olivenölqualität

    Ich zitiere: "Die durch­schnitt­liche Qualität ist im Vergleich zu früheren Unter­suchungen deutlich gesunken." Das haben Sie an deutscher Discounter- und Supermarktware festgemacht? Und als Begründung liefern Sie den Hinweis auf die 2 schlechten Erntejahre in Spanien. Dazu kann ich nur sagen, Spanien ist nicht Italien und Italien ist nicht Griechenland. Selbst in Griechenland oder Italien kann die Ernte je nach Region und klimatischen Bedingungen sehr unterschiedlich ausfallen. In Spanien wird es der ausgebliebene Niederschlag sein, der in Herbst, Winter und Frühjahr in Norditalien reichlich gefallen ist- bis zum Allzeithoch des Gardasee- Pegelstandes. Ich unterhalte mich regelmäßig mit "meinem" Produzenten über Quantität und Qualität des Öls. Schwankungen gab und gibt es immer, kein Grund Panik zu schüren. Womöglich wird es in Südspanien in Zukunft mehr Einbußen geben. Gemäßigtere Gebiete wie Norditalien, Südfrankreich, Kroatien usw. werden vielleicht profitieren.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 10.04.2024 um 06:12 Uhr
    Olivenölqualität

    @hoffinho: Hier liegt anscheinend ein Missverständnis vor. Einen "Rückschluss auf die Olivenölqualität im Ganzen" haben wir nicht vorgenommen. Wie hätten wir sonst auch zwei native Olivenöle extra mit "gut" bewerten können? Aber dennoch kann man sich die aktuelle Situation nicht schönreden: Nach zwei aufeinanderfolgenden schlechten Ernten im Hauptanbauland Spanien gibt es einfach Defizite in quantitativer und qualitativer Hinsicht.

  • hoffinho am 09.04.2024 um 16:45 Uhr
    Vermessen

    Den Rückschluss auf die Olivenölqualität im Ganzen nach dem Test von 08/15 Supermarktware aus Deutschland halte ich für vermessen. Hier sind hauptsächlich Öle im Test, die es so ausschließlich hier zu kaufen gibt. Olivenöl im deutschen Supermarkt ist abgesehen von Discounter- Eigenmarken recht teuer. Wir kaufen unser Öl ausschließlich beim Erzeuger meist vor Ort in Ligurien oder per online-Bestellung. Hier kommen noch moderate Lieferkosten hinzu. Preis für den 5-Liter-Kanister 72,50.- also 14,50.- pro Liter in zertifizierter Bioqualität aus reinen Taggiasca- Oliven. Geschmacklich nicht mit Supermarktware zu vergleichen. Die Erntemengen sind von Jahr zu Jahr höchst unterschiedlich- je nach klimatischen Gegebenheiten. Das Erntejahr 2024 scheint bisher ein sehr gutes zu werden- zumindest in Norditalien. Viele Produzenten vertreiben direkt und transparent und freuen sich über den direkten Kontakt zum Kunden und profitieren vom Direktvertrieb.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 08.04.2024 um 10:16 Uhr
    noch mehr handelsübliche Öle testen

    @FringillaCoelebs: Es freut uns sehr, dass Ihnen unser Olivenöltest gefällt. Leider ist es ein Grundproblem unserer Testarbeit, dass wir in unseren Untersuchungen nicht alle am Markt erhältlichen Produkte prüfen und nicht alle Verbraucherwünsche erfüllen können. Mit diesem Dilemma müssen wir und auch unsere Leser leben. Da unsere Untersuchungen sehr kostspielig sind, ist die Anzahl der Testplätze begrenzt. Jedem Test geht eine Marktauswahl voraus. Dabei ist die Marktbedeutung der Produkte ein wichtiges Auswahlkriterium. Wir legen großen Wert darauf, dass möglichst viele Leser einen Nutzen aus unseren Testergebnissen ziehen können. In unserem aktuellen Test haben wir 23 Olivenöle, davon 19 der Güteklasse nativ extra und 4 Brat-Olivenöle untersucht. Neun Öle tragen ein Biosiegel. Wir wählten vielverkaufte Öle aus und eines aus dem Feinkosthandel. Wenn Produkte nicht im Testfeld berücksichtigt werden, ist dies nicht mit einer Negativwertung verbunden. Es sind schlicht und einfach Kapazitätsgründe, die dem Umfang unserer Tests Grenzen setzen.

  • FringillaCoelebs am 08.04.2024 um 09:22 Uhr
    noch mehr handelsübliche Öle testen

    Vielen Dank für den wieder einmal sehr interessanten Test! Leider ist nie unser Lieblings-Olivenöl von Aldi berücksichtigt, das schön fruchtig schmeckt und kein exotisches Premium-Öl zu Wahnsinnspreisen ist: das "Griechisches natives Olivenöl extra" von Lyttos. Das kommt nur saisonal mit Angabe der Erntezeit in die Regale. Inzwischen vertreibt Aldi es leider nur noch in kleineren Flaschen, und der Preis ist deutlich gestiegen, sicher auch eine Folge der Klimaerhitzung im Mittelmeerraum.