Vergangenes Wochenende in Berlin: Einige Tausend Christen, sogenannte Lebensschützer, versuchen, schweigend durch die Hauptstadt zu marschieren, um ungeborener Föten zu gedenken und eine Verschärfung der Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch zu fordern. In der ersten Reihe: Beatrix von Storch. Die Partei-Vize der AfD ist bekennende Christin und derzeit fordert sie den Rücktritt von Angela Merkel, deren Flüchtlingspolitik gegen das Wohl des deutschen Volkes verstoße.

Von Storch ist kein Einzelfall: Viele Frauen sind in den derzeit recht erfolgreichen rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen in Europa prominent vertreten. In politischen Bewegungen also, die neben restriktiver bis rassistischer Migrationspolitik auch Positionen vertreten, die darauf abzielen, viele der politischen Errungenschaften der feministischen Bewegung zurückzunehmen. Sie bekämpfen staatliche Maßnahmen zur Gleichstellung, Liberalisierung von Abtreibung, geschlechtersensible Pädagogik und Sexualerziehung.

Die AfD, nicht gerade für radikalfeministische Positionen bekannt, hat gleich zwei Frauen an der Spitze, seit Frauke Petry den Machtkampf mit Parteigründer Bernd Lucke gewonnen hat. Marine Le Pen beerbte erst ihren Vater an der Spitze des Front National in Frankreich, dann entfernte sie ihn. Siv Jensen ist seit 2006 Vorsitzende der Fremskrittspartiet in Norwegen. Pia Kjærsgaard leitet in Dänemark zwar mittlerweile nicht mehr die Dansk Folkeparti, ist aber immerhin noch deren "Werte-Vorsitzende". Nicht ganz so erfolgreich in ihrer Partei Forza Italia, aber auch relativ bekannt in Italien ist Alessandra Mussolini, Enkeltochter des früheren Diktatoren Benito Mussolini.

Auch außerhalb der Parteipolitik sind Frauen professionell und erfolgreich an der internationalen Bewegung gegen "Gender-Wahn" und Gleichstellungspolitik beteiligt: Ingrid Carlqvist etwa, die Chefredakteurin des islamfeindlichen Dispatch International, für die auch erfundene Anklagen von sexuellen Übergriffen und Pädophilie ein großes Thema sind. Oder Birgit Kelle, die gerade ein Buch mit dem vielsagenden Titel GenderGaga. Wie eine absurde Ideologie unseren Alltag erobern will veröffentlicht hat.

Dominieren also tatsächlich Frauen den postmodernen, oft frauenfeindlichen Rechtspopulismus? Oder sind sie, zumal in den Parteien, nur eine strategische Besetzung, um rechte Positionen in der Bevölkerung attraktiver zu machen?

Wie immer hat das Phänomen mehrere Seiten. Erstens, nicht alle rechtspopulistischen Parteien setzen auf Frauen: Viele sind weiterhin männerdominiert, etwa die FPÖ in Österreich oder die schwedischen Sverigedemokraterna. Zweitens, die meisten der rechten Aktivistinnen sehen weder sich selbst noch ihre Bewegungen als frauenfeindlich an. Einige bezeichnen sich als Differenz- oder konservative Feministinnen, andere lehnen den Begriff Feminismus völlig ab, aber alle sehen eine Form von staatlich unterstützter Gleichstellungspolitik als die wahre Bedrohung einer freien Lebensgestaltung von Frauen und Männern.

Und drittens, politische Überzeugungen sind nicht an das Geschlecht gebunden. Die verbreitete Ansicht, Frauen seien eher linken und feministischen Bewegungen und Meinungen zugetan, beruht auf eben demjenigen Biologismus, der pauschal allen Frauen mütterliche, empathische Eigenschaften zuschreibt.